Petra Kelly und die Grünen: Eine Geschichte von Aufstieg und Entfremdung

Essay

Petra Kelly führte einem unermüdlichen, fast verzweifelten Kampf gegen die Verletzung der Menschenrechte, gegen Ungerechtigkeit und Gewalt. Sie tat es mit den alten Mitteln: anklagend, mit einem hohen moralischen Ton, kompromisslos. Die grüne Politikerin Marieluise Beck, politische Wegbegleiterin Petra Kelly, erinnert sich an die Jahre mit ihr.

Gruppenfoto während der gemeinsamen Pressekonferenz am 03. April 1979
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Gruppenfoto mit Joseph Beuys (links) und Petra Kelly (Mitte) während einer gemeinsamen Pressekonferenz 1979

Über Petra Kelly zu schreiben, so viele Jahre nach ihrem Tod, ist schwer. Die Frage, wie sie heute denken, handeln und agieren würde, ist kaum zu beantworten. Wie Petra Kelly im Alter rein äußerlich aussehen würde, entzieht sich unserer Vorstellung. Das Bild bleibt mit dem letzten Bild vor ihrem Tod stehen.

Wäre sie immer noch so klein, so zerbrechlich und dennoch so geladen mit einem unbändigen Durchsetzungswillen und einer Energie, die kein Hindernis anzuerkennen bereit war? Fast immer mit schwarzen Ringen unter den Augen (tags war sie unterwegs, nachts arbeitete sie), denkbar schlecht ernährt, mit Sahnekuchen und Cola, die ihr ein fürsorglicher Gerd Bastian aus der Kantine holte, weil sie das Essen meist vergaß? Oder wäre jetzt in einem Haushalt Kelly nach 24 Jahren die handbetriebene Frischkornmühle im Einsatz, die Barbara Rütten Petra Kelly zum Einzug in den deutschen Bundestag schenkte, mit der eindringlichen Ermahnung, auf eine gesunde Ernährung zu achten?

Der Blick nach vorne ist versperrt – so bleibt also nur der Blick zurück. Bruchstückhaft, ungenau, manches vergessen und manches verklärt. Immer wieder wurde versucht, sich dem Rätsel Petra Kelly anzunähern. Nie jedoch ist es wirklich jemandem gelungen, den Menschen und die Aktivistin Petra Kelly treffend zu zeichnen.

Petra sauste mit Lichtgeschwindigkeit durch die Welt und damit auch durch ihr Leben. Sie brannte von zwei Enden. Das gefährdete sie und machte sie verletzlich. Das ließ sie von ungeahnten Höhen in ebensolche Tiefen fallen. Das ließ sie mit einem Fuß über dem Abgrund gehen. Der gewaltsame Sturz kam am 1. Oktober 1992.

Irgendetwas mit Frieden, Frauen und Umwelt

Der Name Petra Kelly war in dem gemütlichen Pforzheim, in dem ich im Jahr 1979 lebte, mit einem Raunen verbunden: „Da gibt es eine neue Gruppe, die zur Europawahl antritt, und an der Spitze steht eine tolle Frau aus der EU-Administration.“ Pforzheim war nicht die Stadt, die besonders anfällig für avantgardistische Strömungen gewesen wäre. Es waren zwei brave Hobbyfunker, die in ihrer Funkercommuity auf diese „Sonstige Politische Vereinigung“ gestoßen waren, die irgendetwas mit Frieden, Frauen und Umwelt zu tun hatte. Aber in diese Zeit gehören hunderte von Ereignissen, die alle eines gemein hatten: Sie waren eher ungewöhnlich!

Es war ungewöhnlich, dass ein bürgerlich-konservativer beschlipster CDU-Abgeordneter namens Herbert Gruhl über den Rücksitz eines wackeligen Renaults einsteigen musste, weil die jungen Aktivisten es zugleich als Campingwagen umgebaut hatten. Es war ungewöhnlich, dass im gepflegten Achberg, dem Treffpunkt „moderner“ Anthroposophen, nackt badende Freikörperkulturgrüne den Hausherrn zu einer entsetzten Intervention gegenüber dieser „Lodderei“ zwangen. Es war ungewöhnlich für den bürgerlichen Teil dieser „Sonstigen Politischen Vereinigung“, dass sie sich nun in Wohngemeinschaftsküchen und auf Isomatten wiederfanden, wenn sie an Veranstaltungen oder Treffen teilgenommen hatten.

Petra Kelly war mitnichten bei all dem dabei. Aber ihr Geist prägte das Projekt wie sonst kein anderer. Sie trieb alle voran, unermüdlich, hochtourig, faszinierend und anstrengend zugleich.

Einmal hatten wir Pforzheimer – und nun schon Grüne – Petra Kelly zum Thema „Umwelt und Kindergesundheit“ geladen. Ort der Veranstaltung war der Versammlungsraum von Freimaurern, nur diese gewährten uns Unterkunft, keine Gastwirtschaft gewährte uns zu jenen Zeiten Zugang zu ihren Nebenräumen. Es warteten die Hobbyfunker mit ein paar Lehrern und dem Freimaurerhausmeister, der mit Inbrunst alles Elend dieser Welt den Jesuiten zurechnete.

Dem vorausgegangen war die Schreckensmeldung für jede Veranstaltung: Petra Kelly hatte aus gesundheitlichen Gründen absagen lassen. Sie wäre aus Nürnberg gekommen. Es folgte das übliche Ritual: Bitten und Betteln, man könne doch die Veranstaltung nicht absagen, es gäbe keinen Ersatz, wir könnten die Leute doch nicht nach Hause schicken!

So kam sie, fast herbeigezwungen, stark verspätet und gefahren in rasendem Tempo von einem Freund und Beschützer, der sie in seinem BMW von Nürnberg nach Pforzheim brachte.

Petra Kelly war, wie fast immer, überanstrengt, hektisch, sie wirkte gehetzt. Und dann passierte ein kleines Wunder: Ihr Vortrag über zunehmende Belastungen und Erkrankungen von Kindern aufgrund von Umweltgiften, Lärm, Radioaktiven Fallouts etc. entfaltete eine fast magische Kraft. Petra zog die Hörerschaft in ihren Bann – rational nicht erklärbar, aber so war es.

Dieser Bann, den Petra Kelly entfalten konnte, bleibt bis heute rätselhaft. Wie entfaltete er sich und warum?

Und damit bin ich bei Petra und ihrer Zeit. Der Zeit des Aufbruchs, des Widerstands, auch der Zeit der Angstwellen und durchaus auch der Zeit der übertriebenen Gefühle und fast kitschigen politischen Gemeinschaft. Schon der grünen Jugend kann man kaum noch vermitteln, dass sich im Vorfeld der Stationierung der US-Mittelstreckenrakete vom Typ „Pershing“ die Republik (West) fast in einem Ausnahmezustand befand. Da mischten sich in den rationalen Protest gegen das atomare Wettrüsten schrille Untergangsängste, die als real empfunden wurden. Die bittere, nachträgliche Erkenntnis, dass die Stasi bei der einen oder anderen „Friedensgruppe“ durchaus die Finger im Spiel hatte – z.B. wurde ja der berühmte „Krefelder Appell“ in der DDR entworfen –, deutet darauf hin, dass bei manchen nicht nur lautere Motive im Spiel waren. Petra Kelly aber ließ sich nie instrumentalisieren. Sie protestierte gegen militärische Machtpolitik West wie Ost, sie forderte „Schwerter zu Pflugscharen“ auch in Moskau und Ostberlin, ihr praktisches Ideal war eine „blockübergreifende“ Friedensbewegung.

Im Zentrum der Energie

Die politischen Differenzen in der Friedensbewegung lagen offen zutage. Sie zogen sich auch durch die Grünen. Aber auf der Straße traf man sich zur „Aktionseinheit“. Kirchliche Würdenträger, Schriftsteller, Lehrer, Studenten, Linke wie Rechte, denen Amerika aus ganz anderen Gründen ein Dorn im Auge war, bildeten Menschenketten, campierten in Friedenslagern, trafen sich in Mutlangen und versammelten tatsächlich eine halbe Millionen Menschen zur Demonstration im Bonner Hofgarten. Wenn ein Ort mit Energie geladen war, so war es dieser Hofgarten am Tag der großen Demonstration. Und wenn es einen Menschen gab, der diese Energie aufnehmen, verstärken und an die Menge zurückgeben konnte – so war es Petra Kelly. Ihre Reden waren gespickt mit Fakten, Anschuldigungen, Belegen für die Schlechtigkeit der herrschenden Politik; sie waren von einer atemberaubenden Dichte und mit einer ebenso atemberaubenden Schnelligkeit vorgetragen. Wie menschliche Energie gleichsam einen Ausnahmezustand herstellen kann, den Jahre später kein Mensch mehr versteht, geschweige denn nachvollziehen kann, das war im Bonner Hofgarten zu erleben – und Petra Kelly stand im Zentrum dieser Energie.

Petra Kelly hatte ein unnachahmliches Gespür für Bilder und Symbole. In dieser Hinsicht war sie ihrer Zeit weit voraus. Seit dem Aufstieg Gerhard Schröders wird nunmehr jeder Parteitag der großen Parteien systematisch auf die Medienwirksamkeit zugeschnitten. Zu Beginn der achtziger Jahre hatten wir es lediglich mit den Herren in ihren grauen Anzügen zu tun, mochten sie nun Helmut Schmidt oder Helmut Kohl heißen.

Portrait von Petra Kelly bei einer Demonstration in Mutlangen 1982
Petra Kelly bei den Protesten in Mutlangen 1982.

Ganz anders die Grünen: Schon die Wahl der Sonnenblume als Symbol für eine ökologische Partei und der schlichte Name „Die Grünen“ war geradezu genial. Genial auch die Bilder, die Petra Kelly selbst erzeugte. Das Friedenscamp in Mutlangen: Petra trägt einen Bundeswehrhelm, der mit einem Sträußchen Wiesenblumen dekoriert ist, neben ihr der Ex-General Gerd Bastian. Wie besser konnte man die Botschaft einer Abrüstungspartei besser ausdrücken als mit dieser Stilisierung?
Der Einzug in den deutschen Bundestag: Petra Kelly war entschlossen, die Welt der Entrechteten und Unterdrückten, die Friedensfrauen und Ökoaktivisten, die Feministinnen und Antirassisten aus aller Welt nach Bonn zu holen. Das waren für sie die Grünen – und sie alle sollte man sehen, um zu verstehen, wer ab nun auch die Bänke des deutschen Parlaments besetzen würde. Hürden durfte es nicht geben. Kein Flugticket war zu teuer! Und so marschierte am Tag des Einzugs in den Bundestag ein bunter Treck von Menschen über die Bundesallee zum Plenarsaal. Eine große Weltkugel wurde vor der zukünftigen Fraktion her gerollt; ein vom sauren Regen zerstörter Tannenbaum wurde auf den Schultern getragen; die Küchenfrauen von der Frankfurter Startbahninitiative hatten ihre Töpfe dabei. Ein solch bunter Auftritt erübrigte alle Erklärungen: dass waren die Grünen – bunt, vielfältig, global und fundamental.

Bundestag blieb ein fremder Ort

Doch der Bundestag war kein Hofgarten. Petra Kellys erste Rede im dunklen Plenarsaal mit den schwarzen Bänken fiel gleichsam in einen Raum ohne Boden. Es gab keine Schwingungen, die Petras Worte verstärkt hätten, der Raum verweigerte die Resonanz. Eine Petra Kelly, die die Massen auf der Straße elektrisieren konnte, wirkte hinter dem schwarzen Rednerpult nur klein und zerbrechlich – der Saal verweigerte sich. Der Plenarsaal des deutschen Bundestags blieb für Petra Kelly ein fremder Ort.

Otto Schily und Petra Kelly bei der Pressekonferenz der Grünen nach der Bundestagswahl 1983.
Otto Schily und Petra Kelly bei der Pressekonferenz der Grünen nach der Bundestagswahl 1983.

Doch den ersten Besuch einer grünen Fraktionsspitze (Schily, Kelly, Beck) nach Washington D.C. prägte wieder Petra Kellys Verständnis von Politik als Debatte und Aktion. Sie gab einmal mehr im Vorfeld der Gespräche die Bedingungen vor, die nicht alle Reiseteilnehmer uneingeschränkt glücklich machten. Auch Kollege Schily konnte sich in Washington der Aktion nicht entziehen und entrollte vor dem Zaun des Weißen Hauses ein grünes Transparent mit der Aufforderung zur atomaren Abrüstung. Mit einem gewissen Gleichmut nahm die amerikanische Öffentlichkeit diese Aktion zur Kenntnis. Aber das erste deutsche Fernsehen vom Washingtoner Studio war freundlicherweise angereist. Aufmerksamkeit erregten wir bestenfalls, als wir  aus einem kleinen Weidenkorb zehn entzückende weiße Friedenstauben in den Himmel entließen. Sie schafften es jedoch nur zum Teil, die sechsspurige, dicht befahrene Straße vor dem Weißen Haus zu überfliegen. Einige kamen unter die Räder.

Das Gegenstück zu dem Washingtoner Auftritt organisierte Petra Kelly dann in Moskau. Auch dort ließ man uns Grüne, die in den USA dafür geworben hatten, von der Stationierung der Pershing 2 abzulassen, nicht bis in die oberen Etagen vor. Denn nun warben wir für den Verzicht auf die Stationierung der SS 20. Und auch in Moskau gab es eine kleine Aktion. Entsprechend den Moskauer Gegebenheiten waren nicht einmal alle Delegationsteilnehmer in Petra Kellys Aktionsplan mit einbezogen worden. So war es nur eine Teildelegation, die auf dem Roten Platz für wenige Minuten ein Transparent entrollte, bis einige ruppige Milizen einschritten.

Petra Kelly glaubte an die Kraft der Symbole

Die Pershings wurden schließlich stationiert, das Inferno blieb aus, die Grünen begannen sich zu häuten. Neue Gesichter und neue Themen schoben sich nach vorne. Joschka Fischer hielt seinen Einstand mit der großen Rede zur Kießling-Affäre, Otto Schily attackierte mit unerbittlicher Schärfe Graf Lambsdorff in der Flick-Affäre, Waltraud Schoppe mischte die Altherrenriege mit bis dato nie dagewesenen Tabubrüchen auf.

Petra Kelly und Gerd Bastian begaben sich in eine andere Umlaufbahn. Sie reisten viel, von den Müttern der Verschwundenen in Argentinien zu den quecksilbergeschädigten Minamata- Kranken in Japan nach Hiroshima zu den Strahlenopfern, zu den indigenen Völkern, deren Lebensraum der Gier der Industrienationen zum Opfer fiel – eben unbestechlich gegenüber Unrecht in Ost oder West, in Nord oder Süd. Petra Kelly blieb sich selber treu – und sie blieb bei dem, mit dem sie begonnen hatte: einem unermüdlichen, fast verzweifelten Kampf gegen die Verletzung der Menschenrechte, gegen Ungerechtigkeit und Gewalt. Sie tat es mit den alten Mitteln: anklagend, mit einem hohen moralischen Ton, kompromisslos. Mit der beginnenden „realpolitischen“ Wende der Grünen, der Konzentration auf parlamentarische Reformarbeit und der Orientierung auf Rot-Grün, also auf Veränderung durch Regierungsbeteiligung, konnte sie nicht viel anfangen.

Petra Kelly dachte und empfand in der Form des Aufrufs, des Wachrüttelns, sie glaubte an die Kraft der Symbole. In der Fraktion hatte sich jedoch längst ein anderer Zugang zur Politik entwickelt. Der fast euphorischen Stimmung des Anfangs folgte schnell ein harter Alltag. Meiner Erinnerung nach saßen Petra Kelly und Gerd Bastian in den quälend langen Fraktionssitzungen, die um 14 Uhr begannen und oft bis tief in die Nacht gingen, immer in den hinteren Reihen nebeneinander. Wenn Petra das Wort ergriff, wie immer rasend schnell im Ton, die Fraktion vorantreibend, oft auch sich beklagend, war die Zahl derjenigen, die so dachten wie sie, eher klein. Die politikgestählten Vertreter der städtischen Linken – bis vor kurzem noch in K-Gruppen organisiert – fanden sie bestenfalls anstrengend und machten zynische Bemerkungen. Auch manch anderer fand Petra Kellys Einlassungen nicht nachvollziehbar – zu emotional und zu fundamental.

Für das Alltagsgeschäft der Politik nicht geeignet

Petra Kelly war eine Fundamentalistin im moralischen Sinn: überzeugt von der Notwendigkeit und Verpflichtung zur Umkehr hier und jetzt. Folgen mochte ihr in diesem Sinne in der Fraktion kaum jemand. Der an die Macht strebende Straßenkämpfer Fischer, der Staranwalt Schily, der Altlinke Jürgen Reents, ganz zu schweigen von Zynikern wie Ebermann und Trampert – sie alle dachten in anderen Kategorien. Für den Bonner Politikbetrieb, in dem Strategie und Taktik das Spiel bestimmten und die Stars sich parlamentarische Redeschlachten lieferten, war Petra fast ein Fremdkörper. Und so wanderte die Macht innerhalb der Grünen immer stärker zu jenen, die die Grünen auf ihre Weise politikfähig machten. Es begann ein holpriger Weg in den Realismus des politischen Alltags, in die Mühsal der Ebenen. Petra Kelly war für dieses politische Alltagsgeschäft nicht geeignet. Es war ihre Stärke und Schwäche zugleich, dass sie so bleiben wollte, wie sie angetreten war.  

1990: Die Grünen hatten die Zeichen der Zeit nicht erkannt und wurden von den Wählerinnen und Wählern zum Nachdenken nach Hause geschickt. Ein aufrechtes Häuflein ostdeutscher Grüner und Bürgerrechtler hielt die Stellung im Bonner Parlament. Für die Grünen aus Westdeutschland wurde es höchste Zeit, die Grabenkämpfe zu beenden, sich von Absurditäten zu verabschieden, ihre Programmatik auf reale Belastbarkeit hin zu überprüfen und machbare Perspektiven zu entwickeln. Der notwendige Neuanfang sollte in Neumünster beginnen, in einem sonst als Viehversteigerungshalle genutzten Mehrzweck-Unraum. Petra Kelly stellte sich zur Wahl als Vorsitzende – und bekam 39 Stimmen. Es konnte brutaler kaum deutlich werden, wie weit die Partei und Petra Kelly ihre gemeinsame Sprache verloren hatten. Petra Kelly verstand die Partei nicht mehr – und die Partei verstand Petra nicht mehr.

Petra Kelly und Gerd Bastian zogen sich zurück in ein kleines Reihenhaus in Bonn. Die Verbindung zu den Menschen in der Ferne blieb. Während in Deutschland die Kontakte fast versiegten, blieb ihre Bedeutung für Friedens-, Frauen- und Menschenrechtsbewegungen rund um den Globus groß. Petra Kelly und der Panzergeneral a. D. Gerd Bastian waren über Jahre symbiotisch verbunden – kein Schritt ging ohne den jeweils anderen. Petra Kelly, die kaum in der Lage war, ihren Alltag zu organisieren und für sich selbst zu sorgen, brauchte Bastian, der ihretwegen seine Familie verlassen hatte. Welche destruktive Dynamik sich in diesem Abhängigkeitsverhältnis entwickelte, ist von außen kaum nachvollziehbar. Hätte die Trennung ihrer Wege Petra das Leben retten können? Gab es Verstrickungen Bastians, von denen wir nichts wissen? Der gewaltsame Tod Petras, herbeigeführt durch ihren „Beschützer“, ist in allem der Kontrapunkt zu ihrem Leben. Es gibt von und über Petra viel zu erzählen. Wir Grüne sollten es tun. Denn wenn wir sie vergessen, vergessen wir einen großen Teil von uns selbst.